Foto: Caroline Schreer

#dashassedavon // Papa macht Hausaufgaben

Die Chemie muss bei Axalta Coatings stimmen, nicht nur, wenn Farben und Lacke in den Produktionshallen am Standort Wuppertal angerührt werden. Das Unternehmen achtet auch genau auf die Zusammensetzung der Belegschaft und die berufliche Entwicklung der Mitarbeiter. „Wenn man Nachwuchskräfte selbst heranzieht, kann man gute Leute fördern und die personelle Ausrichtung auf den Fachkräftebedarf zielgerichtet planen.“ Dr. Roland Somborn lächelt, blickt zu Angelo Tancredi und Michael Stawik. Der Ausbildungsleiter des internationalen Lackherstellers hat den Werdegang der beiden ausgebildeten Chemikanten, wie so vieler, begleitet. Angelo Tancredi ist seit zwei Jahren Industriemeister Chemie. Sein Kollege steht vor der letzten Abschlussprüfung. Die beiden gehörten jeweils einer Gruppe von etwa 18 bis 25 Meisterkurs-Teilnehmern pro Jahrgang an, die Axalta vom BZI Remscheid alle zwei Jahre qualifizieren lässt. Als Schwergewicht in der Branche stellt Axalta zusammen mit Bayer die meisten Teilnehmer. Daher finden Dreiviertel des Unterrichts vor Ort in firmeneigenen Räumen statt. „So können die Mitarbeiter die Teilnahme gut mit ihrer Arbeitszeit verknüpfen. Sie müssen dann abends nicht mehr nach Remscheid fahren und ihre Arbeitszeit unterbrechen oder verlagern“, erläutert Roland Somborn. Das Unternehmen  ist bestrebt, die zusätzliche Belastung durch die Meisterausbildung möglichst gering zu halten. In den dreieinhalb Jahren der Qualifizierung haben die  Meisteraspiranten an zwei Abenden pro Woche Unterricht, vertiefen sich unter anderem in rechtliche Aspekte, Methodenwissen oder Betriebswirtschaftslehre. Darüber hinaus werden insgesamt noch drei bis vier Samstage für praktische Übungen in Anspruch genommen.

Denn das Lernen verursacht deutlichen Aufwand, muss mit dem Job und der Personalkapazität in der jeweiligen Abteilung vereinbar sein. „Man ist weniger zu Hause als sonst und dort muss man auch noch etwas für den Kurs tun. Wenn im Sommer alle grillen, sitzt man selber oft drinnen und lernt“, erzählt Angelo Tancredi, ein bodenständig wirkender Mann mit wachen Augen. „Meine Kinder haben gesehen, dass der Papa auch Hausaufgaben macht. Meine 13-jährige Tochter hat sich dann dazugesetzt und für die Schule gelernt.“ Angelo Tancredi klingt stolz. Es klingt, als sei dies noch wichtiger als die Urkunde gewesen, die er nach dem Kurs schließlich in Händen hielt. Meistertätigkeiten übte er bereits ohne das Papier aus, er nahm als Zellleiter das neueste Gebäude des Unternehmens in Betrieb. Dort fertigen die ihm unterstellten 50 Mitarbeiter Sonderfarbtöne für spezielle Kunden.  Angelo Tancredi hat heute ein viel weiteres Aufgabengebiet. „Ich steuere, koordiniere nun viel mehr, optimiere Prozesse, muss das Budget im Auge behalten, bin oft in Meetings.“ Was sich noch verändert habe, das sei er selbst. „Ich habe mich persönlich sehr weiterentwickelt. So weiß ich heute beispielsweise, wie man lösungsorientierter mit Problemen umgeht.“ Auch sein Kollege Michael Stawik, mittlerweile stellvertretender Anlagenfahrer mit mehr Verantwortung, hat den Eindruck, dass er seinen Horizont erweitert habe und gereift sei: „Man wird organisierter, denkt mehr in die Zukunft.“

 

Text: Csilla Letay

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