Foto: Caroline Schreer

#dashassedavon // In neun Monaten zum Traumjob

Hätte ihr vor zwei Jahren jemand prophezeit, sie würde bald ihren Traumjob entdecken, sich innerhalb von neun Monaten für diesen qualifizieren, eine feste Stelle in einem netten Team bekommen, mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn von Remscheid nach Wuppertal ziehen und nicht zuletzt 58 Kilogramm abnehmen, dann hätte Aysun Budak herzlich gelacht. So, wie sie lacht und strahlt, wenn sie von ihrem Werdegang und Berufsalltag als qualifizierte Pflegeassistentin erzählt. Im Herbst 2016 fing die heute zierliche junge Frau als ungelernte Aushilfe beim ambulanten Pflegedienst Krankenpflege Krause in Wuppertal an. Vorher hatte sie in Altenheimen ausgeholfen. Und eine abgebrochene Ausbildung zur Zahnarzthelferin hinter sich, die dem Hauptschulabschluss folgte. „Ich hatte vorher nie daran gedacht, in die Pflege zu gehen – obwohl ich dieses Helfer-Gen habe.“ Jetzt unvorstellbar, dass es einmal anders war: „Das ist genau mein Ding!“ Zustimmung auch von ihrer Chefin Juliane Krause: „Aysun ist sensibel, aber dabei immer fröhlich, das kommt bei den Patienten gut an.“

Die Patienten sind pflegebedürftige, meist hochbetagte Senioren. „Die Nähe zu den Menschen, ihre Freude über kleine Dinge, wie eingecremt zu werden – das motiviert mich.“ Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie Aysun Budak die Wohnung eines Patienten betritt, ein fröhliches „Guten Morgen“ auf den Lippen, gefolgt von „Wie geht’s Ihnen denn heute?“; wie sie zuhört, wenn jemand erzählen möchte; wie sie dann dem älteren Herrn oder Dame aus dem Bett und danach beim Duschen hilft, souverän, aber unaufdringlich. Man stellt sich Aysun Budak vor, wie sie bei acht bis manchmal fünfzehn Patienten am Tag „Späßken“ machend Frühstück vorbereitet, Medikamente verabreicht oder Thrombosestrümpfe anzieht.

Beides durfte Aysun Budak nicht, damals bei ihrem Start vor zwei Jahren. Denn medizinisch indizierte Behandlungen gehören zur sogenannten Qualifizierten Pflege. Doch schnell wurde klar, dass Aysun perfekt für den Job ist, Juliane Krause war bestrebt, ihren Betrieb zukunftsfest zu machen. Die Lösung war eine halbjährige berufsbegleitende Qualifizierung zur Pflegeassistentin, an die sich ein begleitetes dreimonatiges Praktikum anschloss – gefördert durch den sogenannten Bildungsscheck. Zweimal die Woche besuchte die gebürtige Remscheiderin die Abendschule, am Ende standen drei Prüfungen: schriftlich, mündlich, praktisch. Jetzt kann und darf Aysun Budak, bis auf wenige Ausnahmen, alle Behandlungen vornehmen, die auch eine examinierte Fachkraft durchführt. „Ich habe das geschafft und Selbstvertrauen gewonnen“, sagt sie – und obendrein den erforderlichen letzten Anschub, um eine lang geplante Operation zur Gewichtsreduzierung in Angriff zu nehmen: „Ich wollte die Treppen zu den Patienten schaffen, ohne aus der Puste zu kommen.“ Geschäftsführerin Juliane Krause hat eine weitere eigenständig einsetzbare Mitarbeiterin hinzugewonnen. So kann sie mehr Patienten annehmen – auch wirtschaftlich ein Vorteil. Beide Frauen sind sich einig: „Es lohnt sich.“

 

Text: Csilla Letay

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