Foto: Caroline Schreer

#dashassedavon // Bitte hier quereinsteigen

Das Wichtigste, wenn eine Millionen Lebensmittelpackungen am Tag produziert werden und über das Laufband rollen? Sorgfalt! „Wir haben eine große Verantwortung“, erklärt Götz Nafe, Geschäftsführer der Remscheider Steinhaus GmbH. Das Unternehmen steht vor allem für hochwertige Pasta- und Wurstwaren. „Qualität bedeutet in dem Zusammenhang nicht nur Geschmack, sondern auch, dass wir gesunde, verträgliche und reine Lebensmittel herstellen“, erklärt der Geschäftsführer. „Und deshalb bilden wir unsere eigenen Fachkräfte besonders gut aus und auch weiter.“ Einer dieser Mitarbeiter ist Zeljko Friscia. Gründlichkeit steht für den 37-Jährigen beruflich schon immer an erster Stelle. Bis vor neun Jahren allerdings in einer ganz anderen Branche. Nach einem Unfall muss der gelernte Dachdecker umdenken: „Ich bin von einem Dach gesegelt und habe einen Bandscheibenvorfall davongetragen.“ Friscia betätigt sich zunächst im Brandschutz: „Wenn ich mich auf eine Sache versteift hätte, wäre ich nicht weitergekommen. Man muss flexibel bleiben.“ Als er erfuhr, dass Steinhaus Produktionshelfer suchte, zögerte er nicht lange und ließ sich auf die neue Materie ein. Dies so intensiv, dass er nach viereinhalb Jahren gerne Schichtleiter werden wollte.

„Das klappte nicht, weil ich kein Lebensmitteltechniker war.“ Das wollte Friscia ändern und holte mit Unterstützung seines Arbeitgebers die entsprechende Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik nach. Die Bundesagentur für Arbeit förderte das Vorhaben. Als „Allrounder für die Lebensmittelindustrie“ darf Zeljko Friscia nun unter anderem Maschinen bedienen, umrüsten und Qualitätskontrollen durchführen. „Wir stellen gerne Quereinsteiger ein, da sie hohes Interesse und Engagement mitbringen. Wir haben etwa Mitarbeiter, die Jura oder Biologie studiert und bei uns eine Ausbildung gemacht haben und nun hier im kaufmännischen Bereich tätig sind“, berichtet Personalreferent Mark Neubarth und betont: „Es gibt viele Wege, in einen Beruf einzusteigen. Sie sind heute nicht mehr so eingefahren. Oft macht es Sinn, sich zu verlegen.“ Für Friscia ohne Zweifel. Er ist dank der Ausbildung zum Schichtleiter aufgestiegen und hat noch die Meisterausbildung obendrauf „gesattelt“. Einfach war es nicht immer. „Ich kam aus einem kleinen Betrieb. Anfangs war es schwierig, mich an eine komplexere Unternehmensstruktur zu gewöhnen“, erzählt der Hückeswagener. Hinzu kam die private Lebenssituation. Friscia hatte gerade ein Haus gekauft, war junger Vater. Neben Familie und Arbeit mussten vier Schulblöcke vor den Prüfungen bewältigt werden – sowie der Lernstoff in Eigenorganisation nach Feierabend oder am Wochenende. Der Lohn: Neue Perspektiven und mehr Verantwortung. „Natürlich bietet eine Weiterbildung Aufstiegsmöglichkeiten, aber nicht jeder kann oder will auch in einer Führungsposition arbeiten“, erklärt Neubarth. Die Menschen dort „abzuholen“, wo sie sind, sei die große Herausforderung – und das bei 700 Mitarbeitern insbesondere. „Wir wollen ja auch keine Einförmigkeit, sondern Charaktere.“

 

Text: Csilla Letay

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