Das war das „Ideenlabor für gute und faire Arbeit 2017“

Die Kurzzusammenfassung der Ergebnisse für die TeilnehmerInnen vorab: Die regionalen Themenschwerpunkte im Zusammenhang mit der Veränderung der Arbeitswelt durch Digitalisierung finden Sie hier:

Nach Sichtung und in Absprache mit unseren Mitveranstaltern haben wir beschlossen, ab sofort jährlich ein Ideenlabor zum Thema „Zukunft der Arbeit gestalten: gut und fair“ durchzuführen um sicherzustellen, dass sich die schnellwandelnden Anforderungen und Bedürfnisse auch im Gestaltungsprozess abbilden lassen!

Für Nichtanwesende ab hier der ausführliche Nachbericht:

Kollaboration für Industrie, Freiberufler und Handwerk, eine Maschinen- oder Robotersteuer zur Finanzierung von Qualifizierung, ein Bergisches-Wiki, offene Netzwerke und das bedingungslose Grundeinkommen waren die großen Themen vor Ort.

26.04.2017
Utopiastadt, Wuppertal

Unter dem Motto „Die Vielfältigkeit der Meinung erhöht die Qualität des Dialogs“ führte Thomas Wagner vom CSCP (Collaboration Centre on Sustainable Consumption and Production durch die Veranstaltung am 26. April 2017.

Ausgerichtet wurde sie von der Regionalagentur Bergisches Städtedreieck in Kooperation mit dem Studiengang Sustainable Marketing and Leadership der Fresenius Hochschule, Köln.

In Wuppertal fand nunmehr die erste Veranstaltung mit derart vielen Akteuren der Arbeitswelt statt. Beinahe 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen (Industrie, Handwerk und Dienstleistung), Bildungseinrichtungen, Verbänden sowie den organisierenden Studierenden trafen sich in der Utopiastadt, einer Location, die für die Region als „typisch“ gilt und zudem bereits heute verschiedene Arten der Beschäftigung in einem Haus zusammenbringt.

Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, begrüßte die Gäste und erläuterte das Format und den Gedanken des Ideenlabors. Er betonte, dass die Veranstaltung als Einstieg für eine weitere, nachhaltige und gemeinsame aktive Gestaltung guter und fairer Arbeit in der Region zu sehen sei. Denn, so Middeldorf, „…das Thema liegt nicht erst in weiter Zukunft, wir befinden uns bereits in der Transformation“. Diese These griff auch Christian Hampe, Geschäftsführer der Utopiastadt gGmbH auf, indem er die vielfältigen Verbindungen zwischen gemeinwohlorientierter Arbeit und dem ersten Arbeitsmarkt herstellte.

Dr. Jens Stuhldreier, Leiter des Referats „Modernisierung der Arbeit“ im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration (MAIS) in Nordrhein-Westfalen, fand deutliche Worte dahingehend, dass „selbstverständlich auch Arbeitsplätze verloren gehen“, die durch einen Roboter ersetzt werden. Gleichzeitig verwies er darauf, dass das Arbeitsministerium versucht, in die Betriebe zu gehen, und dass dem sozialpartnerschaftlichen Dialog auch auf der regionalen Ebene eine zentrale Bedeutung zukommt. Die Personen, die die Verantwortung haben, haben neue Akteure in die Diskussion miteinzubinden. Für das Arbeitsministerium steht fest, dass die digitale Transformation nur mit neuen Sichtweisen und Impulsen, vor allem aber nur interdisziplinär gelingen kann. Für mehr Information und, vor allem, auch Partizipation zu diesem Thema, steht auch die Seite www.arbeitvierpunktnull.nrw des MAIS zur Verfügung.

Der im Bergischen verwurzelte Ökonomieprofessor Dr. Lutz Becker hatte in seinem Impulsvortrag statt fertiger Antworten zum Thema „Gute und Faire Arbeit in Zeiten der digitalen Transformation“ interessante Fragen im Gepäck und stellte fest, „…das wir uns aktuell in einer Phase befinden, in der wir experimentieren müssen“. Zum Vortrag geht es hierlang: Prof. Lutz Becker, HS Fresenius: Vortrag Ideenlabor Gute und faire Arbeit Utopiastadt Wuppertal (PDF)

Er nahm die Teilnehmenden mit auf eine kleine Reise in die Vergangenheit und beschrieb den Weg der Industrialisierung, Rationalisierung bis hin zur Anpassungsfähigkeit. Er bringt es mit den Worten auf den Punkt, „dass die digitale Transformation von allein kommt, die ökologische und gesellschaftliche Transformation hingegen hergestellt werden muss.“

Die großen Herausforderungen der Digitalisierung wurden anschließend in vier Workshops, die durch die Studierenden erarbeitet und vorgestellt wurden, im Rahmen einer Art „World Café“ herausgearbeitet und diskutiert.

Ausgangspunkt der Ideenentwicklung waren die Blickwinkel von vier fiktiven Personen, die in unterschiedlichen Lebenslagen stecken und sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Die Teilnehmenden haben sich mit folgenden Fragen beschäftigt:

  • Vor welchen beruflichen Herausforderungen steht Person A?
  • Was kann sie selbst tun?
  • Wie arbeitet Person A in 10 Jahren?
  • Welche Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden?

 

Nachdem alle Teilnehmenden die Chance hatten, sich in die jeweilige Person mit ihren jeweiligen Herausforderungen hineinzuversetzen, haben die Studierenden im Anschluss vier volle Metaplanwände ausgearbeitet und mögliche Themenschwerpunkte herausgefiltert, die im weiteren Verlauf tiefergehend betrachtet wurden. Insgesamt wurden 9 Themenfelder identifiziert, die nachhaltig zu entwickeln sind.

Von den hier neun abgebildeten Themen werden wir uns als allererstes, gemeinsam mit dem Bergischen Fachkräftebündnis, folgender Aufgaben und Fragen annehmen:

  1. Arbeitsmärkte der Zukunft: gemeinsam mit VertreterInnen aus Unternehmen und Weiterbildung eruieren wir die Berufe, die im bergischen Städtedreieck am stärksten dem Wandel ausgesetzt sind. In direkter Folge erarbeiten wir Konzepte für eine sinnvole und nachhaltige Qualifizierung.
  2. Finanzierung des Wandels: Erarbeiten einer Strategie zur Finanzierung fundierter (didaktischer) Konzepte im Kontext Fort- und Weiterbildung für MitarbeiterInnen und KMU.
  3. Kollaboration als Innovationsmotor von Mittelstand,Handwerk und Gesellschaft: Organisation branchennaher und themengenauer Zusammenarbeit von KMU am Thema „Gestaltung neuer Arbeit“.

Für die Momentaufnahme bei der Veranstaltung wollten sich die Anwesenden vor Allem auf folgende vier Schwerpunkte konzentrieren:

  • Neudefinition des Arbeitsbegriffs
  • Finanzierung des Wandels
  • Arbeitsorientierte Netzwerke bilden / Coworking / Colabore (unter Einbeziehung von freien Berufen, Handwerk, Industrie und Institutionen)
  • Bedingungsloses Grundeinkommen

 

Die Resonanz auf die Themen war groß und die entstandenen Ideen waren vielfältig. Die Vorschläge bewegten sich zwischen A, wie Arbeitnehmerqualifizierung sichern durch eine Maschinen- und Robotersteuer und   S, wie soziale Sicherung durch Gemeinwohlorientierung.

Asal Tayouri, Leiterin der Regionalagentur Bergisches Städtedreieck, bedankte sich bei den Teilnehmenden und insbesondere bei den Studierenden für ihr Engagement.

Das auf den Ergebnissen des Ideenlabors 2017 basierend weitergearbeitet wird, sei klar. An welchen der Unterthemen nun vorrangig Fortschritte zu machen sind, sei in einem nächsten Schritt gemeinsam mit anderen regionalen Akteuren zu konkretisieren. Sie erhoffte sich selbstverständlich eine weitere Teilnahme der bisherigen Beteiligten, wobei die weitere Erarbeitung der Themen in zielgruppenorientierten Gruppen stattfinden wird.

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